Eine Sportstadt schafft sich ab…

… in Teilen oder sportartbezogen? So oder so ähnlich könnte der Eindruck entstehen, hörte man bei der zuletzt am 02.02.2023 durchgeführten Stadtratssitzung etwas genauer hin. Natürlich ging es nicht ausschließlich um Sport respektive Eishockey, sondern über den Gesamthaushalt 2023 der Stadt Bayreuth. Und trotzdem erweckte die Durchführung, die „Vorbereitung“ auf diesen Tag, sowie auch die eine oder andere Aussage von Stadtratsmitgliedern, die Aufmerksamkeit der Eissportler sowie der Verantwortlichen, die im Bayreuther Sportpark aktiv sind.

Quo vadis Bayreuth

Stein des Anstoßes war, wenn man explizit beim Eishockeysport blieb, ein benötigter Kraftraum, der für leistungsgerechtes und zielorientiertes Training unabdingbar ist. Dieser Kraftraum, für welchen eine Summe von 250.000 Euro aufgerufen wurde, welche im Übrigen für Außenstehende, sowie auch die Verantwortlichen der beiden Eishockeyvereine, ohne weitere Informationen schwer nachvollziehbar ist, wurde im Übrigen vor einigen Jahren vom EHC Bayreuth – also dem Verein, der sich um den Nachwuchs kümmert und bei welchem rund 200 Kinder ihrem Sport nachgehen, beantragt.

Aus diesem Grund, aber auch weil es insgesamt immer schwieriger wird, die Sportart Eishockey in Bayreuth auf vernünftiger Basis anbieten zu können, trafen sich Vertreter der Fanclubs Ostkurve Bayreuth, Flying Elks, Seidwitz on Tour, Sektion Tigerfans Bayreuth und dem Strafbank-Inferno mit dem hauptamtlichen Nachwuchstrainer des EHC Bayreuth, Sebastian Mayer sowie mit dem Geschäftsführer der Bayreuth Tigers, Matthias Wendel zu einem Austausch zur aktuellen Situation, was die Spielstätte der Vereine angeht.

Enttäuschung, Verwunderung und trotzdem motiviert

Matthias Wendel, der das Gespräch eröffnete und dabei die derzeit bekannten Fakten skizzierte, sah sich verwundert, dass in der Stadtratssitzung – wie im Nordbayerischen Kurier zu lesen war – davon gesprochen wurde, dass es eine Forderung Seitens der DEL gäbe. „Zunächst einmal spielen wir in der DEL2, was jedoch gar nicht relevant ist in diesem Fall. Zudem wird niemand erpresst, wie es wohl in einer Verlautbarung hieß. Die „Forderung“ nach einem Kraftraum kommt auch nicht von einer der Ligagesellschaften, sondern direkt vom DEB. Der Antrag, der Seitens des EHC Bayreuth gestellt wurde, liegt auch schon einige Jahre vor, sodass man durchaus verwundert sein darf, dass so ein Thema, scheinbar ohne jegliche Vorbereitung, auf die Tagesordnung gesetzt wird. Weder der EHC Bayreuth noch wir wurden im Vorfeld kontaktiert, um das Thema zu besprechen und um ggf. auszuloten, welche Unterstützung von den beiden Vereinen möglich sei. Lediglich ein Anruf des Oberbürgermeisters einen Tag vor der Sitzung erreichte Sebastian Mayer.

Sebastian Mayer äußerte sich hierzu: „Das ist richtig. Herr Ebersberger hat mich letzte Woche, einen Tag vor der Stadtratssitzung, angerufen und sich bei mir erkundigt, was es mit dem Kraftraum auf sich hat. Vorab, ich persönlich bin der Meinung, dass es ein Unding ist, dass wir für 150 – 180 Kinder und Jugendliche, die sich im Spielbetrieb befinden, keinen Fitness- bzw. Kraftraum zur Verfügung stellen können. Ein leistungsgerechtes Training ist hier nicht möglich. Zudem wissen wir nicht, ob oder was geplant wird. Die Kommunikation ist eher suboptimal. Wir erfahren vieles nur noch aus der Zeitung. Es gibt keinerlei Planungssicherheit.“

Konzeptlosigkeit im Bayreuther Sportbereich

„Es fehlt ja nicht nur an dieser Stelle. Es gibt einige Baustellen in einem Eisstadion, welches bereits mehrere Jahrzehnte betrieben wird. Wie angesprochen, wäre es aber in diesem speziellen Fall zielführend gewesen, hätte man mit uns im Vorfeld gesprochen. Wir hätten – auch wenn wir nichts durchpeitschen können und wollen – sicherlich unterstützen, wie auch informieren können, sodass den Stadträten ein vollumfängliches Bild der derzeitigen Situation vorgelegen hätte“, führt Wendel aus. Und weiter: „Grundsätzlich fehlt, und dies nicht nur beim Eishockey, ein Konzept, an welchen man sich orientieren kann und die Sportstadt Bayreuth zukunftsorientiert auf stabile Füße stellt. Nichtsdestotrotz stehen wir jederzeit auch sehr kurzfristig zur Verfügung, um umfassend zu erklären, welche Voraussetzungen für den Nachwuchsleistungs- sowie Profisport aus unserer Sicht nötig bzw. unabdingbar sind.“

Im weiteren Verlauf des Abends entwickelte sich ein informatives Gespräch mit Vertretern der angesprochenen Fanclubs, die hier auch ihre Sorgen, was den Standort Bayreuth, den Nachwuchs im Speziellen aber auch das DEL2-Team angeht, darlegten. Eine jahrzehntealte Tradition, die Generationen von Bayreuthern Freude bereitet hat, die jungen Menschen eine nicht nur sportliche Heimat gegeben hat, bei welcher man Erfolge gefeiert hat und den Namen der Stadt Bayreuth deutschlandweit positiv besetzt nach außen getragen hat, scheint langsam aber sicher zu verschwinden…

-av-

Nachfolgend die Statements der Fanclubs:

 

Ostkurve Bayreuth

Die Verweigerung der dringend benötigten Mittel für die Realisierung des Kraftraums im Eisstadion Bayreuth ist ein Schlag ins Gesicht und wird von uns als offener Affront gesehen – und das in mehrerlei Hinsicht:

  1. Das mittlerweile erfolgreiche Engagement des EHC Bayreuth mit seinen 180 Kindern und Jugendlichen, die im Breitensport ihrem Hobby nachgehen und durch das Sterneprogramm des DEB stehen den Nachwuchscracks von morgen und übermorgen die Türen zum Profisport weit offen. Aber auch der Hobbybereich in Form der ersten Mannschaft des EHC Bayreuth kann ein Anreiz sein. Durch die Verweigerung des Stadtrates wird der Sport für unsere Kinder weiter beeinträchtigt. Ist ein Abbau der Sportart Eishockey hier das Ziel?
  2. Durch die Verweigerung steht auch der Profispielbetrieb der GmbH auf tönernen Füßen, ist ein eigener Kraftraum doch Vorgabe des DEB. Der Hinweis auf den kaum tauglichen Kraftraum in der Oberfrankenhalle ist an Ironie nicht zu überbieten.
  3. Strafzahlungen in Höhe von ca. 50.000€ jährlich sind die Konsequenzen der Entscheidung.

Aber es ist eben kein Fußball, bei dem man sich bereitwillig für eine dritte Liga den Forderungen der DFL beugt, die Forderungen des DEB werden dann als Erpressung tituliert. Wie einfach war es doch für unsere städtischen Vertreter sich VOR der Wahl explizit und demonstrativ für das Bayreuther Eishockey auszusprechen – man wollte ja gewählt werden. Aber was gibt ein Politiker schon auf seine Aussagen von gestern? Nichts, wie bewiesen wurde!

Wir fordern den Stadtrat unmissverständlich auf, diese Entscheidung zu revidieren und mit den relevanten Personen des Bayreuther Eishockeys in einen vertrauensvollen Dialog zu treten – zum Wohl der Kinder und Jugendlichen, zum Wohl der Profimannschaft, zum Wohl der “Sportstadt Bayreuth”!

Fanclub Ostkurve Bayreuth

Die Vorstandschaft

 

Gemeinsame Stellungnahme SEKTION Tigerfans Bayreuth und Strafbank-Inferno

Wir, als SEKTION und STRAFBANKINFERNO, sind über die jüngsten Vorkommnisse in Bezug der Entscheidung des Bayreuther Stadtrats erschüttert, geschockt, enttäuscht und extrem frustriert. In unseren beiden Gemeinschaften findet sich folgender Leitsatz, welcher sich unsere Überzeugung in Bezug auf unseren tollen, und in Bayreuth sehr traditionsreichen Eishockeysport bezieht. Dieser lautet GEMEINSAM und ZUSAMMEN. Er bezieht sich in erster Linie auf die gemeinsame Arbeit mit und zwischen dem Stammverein (EHC Bayreuth) und der Profiabteilung der DEL2 (Bayreuth Tigers GmbH), aber auch auf ein GEMEINSAMES MITEINANDER aller Beteiligten, wie z. B. zwischen den Fanclubs des Bayreuther Eishockeys, aber auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Bayreuth. Gerade bei der Zusammenarbeit mit der Stadt Bayreuth und deren Vertretern (Rathaus, Sportamt etc.) gewinnt man leider in den letzten Jahren immer mehr den Eindruck, dass die Sportart Eishockey immer weniger gewünscht bzw. gewollt wird, in der sogenannten „Sportstadt“. Seit Jahren werden hier von Seiten des EHC bzw. der GmbH Vorschläge unterbreitet, die Infrastruktur vom und ums Städtische Stadion zu verbessern bzw. an die aktuelle Lage anzupassen (Erneuerung Eisbereitungsanlage um Energie zu sparen, seit 2018 Situation Kraftraum etc.). Es wurde und wird leider von Seiten der Stadt nicht darauf eingegangen und man lässt den Dingen seinen Lauf. Auch ist uns bekannt, dass das Budget des Sportamts zur kommenden Saison um 350.000 € gestrichen wurde und dies auf die Bayreuther Sportvereine umgelegt werden soll. Hierdurch entstehen bzw. fehlen weitere Planungssicherheiten für alle Vereine, nicht nur den Eissport betreffend. Aufgrund dessen, kommt es nun soweit, dass es auch an der sehr guten Jugendarbeit des Stammvereins ausgelassen wird. Durch fehlende Infrastruktur wird man wohl viele sehr gute „Perspektivspieler“ aus der Jungendabteilung des EHC in den nächsten Jahren an andere Vereine verlieren (ist auch bereits geschehen). Zudem wird durch den fehlenden Kraftraum ein wichtiger Punkt (Stichwort DEB Sterneprogramm/Jugendförderung) nicht erfüllt und somit finanzielle Unterstützung fehlen! So wird ein Traditionsstandort in Sachen Jugendförderung über kurz oder lang gefährdet bzw. kaputt gemacht – durch jahrelanges wegschauen und nichtreagieren! Die Reaktion des Stadtrats mit „Wir lassen uns durch keinen Verband etwas vorschreiben“ oder „die Sportler werden es überleben“ zeugen von reiner Unwissenheit über die Folgen dieser Entscheidung bzw. zeigen ganz deutliches „mit zweierlei Maß“ messen – man könnte es auch als „Dummheit“ bezeichnen. Schaut man auf die andere Seite des Mains, sieht man sehr wohl, dass man sich an Vorgaben von Verbänden hält – aber dort geht es ja leider nicht um eine „Randsportart“. Zur Erinnerung: die Kinder/Jugendabteilung des EHC Bayreuth hat mittlerweile ca. 180 Kinder, welche sich aktiv im Mannschaftsbetrieb befinden. Hier ist die finanzielle Unterstützung, gerade durch Fördergelder, unerlässlich und extrem wichtig! Hier werden Talente für morgen geformt und gefördert. Auch sollte man hier das Thema/Problematik der konstanten und dauerhaften Eisaufbereitung ab Anfang August bis Mitte April eingehen. Nur so kann der EHC den Nachwuchs dauerhaft fördern (siehe bereits oben angesprochenes Thema der Eisaufbereitung/Erneuerung der Technik, Umwelt, laufende Kosten etc.). Wenn man dies wüsste, sich damit etwas beschäftigen und über den berühmten Tellerrand blicken würde, hätte man sich mit diesem Thema im Stadtrat komplett anders auseinander setzten müssen! Die billigen Vergleiche mit bereits durchgeführten Toilettenbauten, Restaurierungen mit schwarzem Loch etc. möchten wir uns hier ersparen. Aber leider bezieht sich dies nicht nur auf unseren Sport, sondern auch auf viele andere Vereine der „Sportstadt Bayreuth“ – abgesehen davon zieht es sich weiter bis hin zu von fehlenden (dringend benötigten) Investitionen, gerade im Bereich Kinder/Jugendliche (Bildung, Schulsanierungen etc.). Auch hier werden (unserer Meinung nach) die unverständlichen Prioritäten gesetzt! Wollte man doch eine der kinderfreundlichsten Städte (ja, Sport zählt hier auch dazu) werden. Wo sind die Wertevorstellungen der Stadt Bayreuth geblieben? Es geht im Moment einzig und allein um den Erhalt, die Förderung und der Wertschatzung der extrem wichtigen Jugendarbeit der Sportart Eishockey an einem Traditionsstandort – GEMEINSAM und ZUSAMMEN! Es wäre fatal und traurig, wenn man sich dessen nicht vernünftig und mit der nötigen Sorgfalt annimmt – denn ansonsten würde Bayreuth als Punkt auf der „Eishockeykarte Deutschland“ wohl über kurz oder lang verschwinden.

Gez. SEKTION Tigerfans Bayreuth & Strafbank-Inferno

Stellungnahme der Flying Elks zur Kraftraumentscheidung des Bayreuther Stadtrates.

Mit großer Verwunderung haben die Flying Elks die Entscheidung des Bayreuther Stadtrates gegen den Kraftraum im Eisstadion aufgenommen.

Offensichtlich sind sich einige der Stadträte, denen es mehr um Verfahrensfragen als um die Sache zu gehen scheint, nicht über die Tragweite dieser Ablehnung im Klaren. Damit wird der gesamte Eishockeystandort Bayreuth gefährdet. Die Leidtragenden sind dann mal wieder die Kinder und Jugendlichen im Nachwuchsbereich, die bei ausbleibenden Fördermitteln nicht mehr ausreichende Bedingungen vorfinden werden. Wenn man sich dann andere, wesentlich kleinere DEL Standorte ansieht was dort bereits geschehen ist oder zur Zeit passiert (Kaufbeuren u. Weißwasser neues Stadion, Bad Nauheim neues Stadion in Planung, Selb neue Kabinen Trainingsfläche) dann kommt zur Verwunderung nur noch ungläubiges Kopfschütteln dazu.

 

Fanclub Seidwitz on Tour

„Bayreuth ist eine junge, vitale und tolerante Stadt, die durch ihre Vielseitigkeit besticht: ein attraktives Kulturleben, breit gefächerte Angebote der schulischen Aus- und Fortbildung, moderne Sport- und Freizeiteinrichtungen,“ so stellt sich die Stadt Bayreuth auf ihrer Webseite vor! Ernsthaft?

Die ach so großartige, ausgewogene und faire Politik unserer Stadt hat sichtlich kein Interesse mehr an der Vielfältigkeit des Sports. Hauptsache Fußball in Bayreuth funktioniert, seit Jahren immer wiederkehrende und bekannte Problematik. Dieses Thema wird uns noch lange begleiten. Eishockey und Basketball muss sich hintenanstellen. Nachwuchsarbeit muss leiden. Anforderungen der DEL2 und BBL werden abgetan. Dem Anschein nach wird kein Eishockey und Basketball Profisport in Bayreuth mehr erwünscht und schon gar nicht gefördert und unterstützt! So jedenfalls der Eindruck, der vermittelt wird. Es gab in der Vergangenheit diverse Gespräche zwischen den Bayreuther Sportvertretern und dem Bayreuther OB. Argumentiert wird damit, dass es kein Geld gibt aber es kommen auch keine Alternativlösungen oder Vorschläge seitens der Stadt. Dafür werden Kürzungen der Fördermittel in Höhe von 15.000 Euro im Jugendbereich des Eishockeys einfach hingenommen obwohl allgemein bekannt ist, dass die Nachwuchsarbeit auf diese Fördermittel angewiesen ist. Für Fußball kann man kurzerhand „Mittelverschiebungen“ bewilligen, damit die Anforderungen des DFBs vollführt werden können. Für Tribünenumbau, Rasenheizung, die immer noch nicht geht und Flutlicht, Stand August 22, etwa vier Millionen Euro! (Bayreuther Tagblatt vom 21.08.2022).

Die Aufgaben jeder Stadt lassen sich grob in zwei große Bereiche aufteilen. Auf der einen Seite gibt es Pflichtaufgaben, die die Stadt auf Grund von gesetzlichen Verpflichtungen erfüllen muss. Zum anderen freiwillige Aufgaben, wie z.B. die Förderung des Sports und die Unterstützung kultureller Einrichtungen. Genau hier liegt das Problem. Unmengen von Geld (etwa 95 Millionen Euro – kein Ende in Sicht) für das Friedrichsforum, Mehrzweckgebäude Festspielhaus (670.000 Euro) oder auch die öffentliche Toilette in der Wahnfriedstraße (230.000 Euro). Geld, welches durchaus an anderen Stellen gebraucht und dringend benötigt wird. Da tut sich die Frage auf, wo die gerechte Verteilung der Mittel ist? Wo bleiben der Sport und sein Nachwuchs, sind in Bayreuth die Kinder und Jugendlichen nicht mehr wichtig oder gar nichts mehr wert? Genau das könnte man im Moment denken!

Ja, lieber Herr Klaus Wührl-Struller, die Sportler werden es überleben aber die Nachwuchsarbeit wird im schlimmsten Fall ruiniert!

Liebe Stadträte, es handelt sich um die Gelder der Steuerzahler, der Bürger. Unser aller Geld!

 

 

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