Position des Co-Trainers besetzt!

Marc Vorderbrüggen wechselt nach Oberfranken.

Qualitativ hochwertige Unterstützung erfährt Cheftrainer Robin Farkas in Zukunft von Marc Vorderbrüggen, der aus Ravensburg an den Roten Main wechselt.

Der Weg – was den Eishockeysport anbetrifft – war für den heute 29-Jährigen vermeintlich vorgegeben: Vater Reiner gilt noch heute in Memmingen, wo er Anfang der 1990er Jahre für den SCM sowie später für den ECDC Memmingen das Tor hütete, als Legende. Bruder Tobias schnürte in der eishockey-affinen Familie ebenfalls die Schlittschuhe, sodass wie selbstverständlich auch Marc der schwarzen Hartgummischeibe nachjagte. Und dies in der Jugend auf sehr hohem Niveau, sodass es von der Schüler-Bundesliga in Kaufbeuren nach Berlin in die dortige Talentschmiede der Eisbären ging und anschließend zum EC Peiting in die Oberliga. Ein schwerer Autounfall im Sommer 2011 beendete, nachdem das Leben des damals 18-Jährigen über einen längeren Zeitraum am seidenen Faden hing, jäh die gerade beginnende Profi-Karriere des Junioren-Nationalstürmers im Erwachsenenbereich. Nach zwei weiteren Spielzeiten in Schweinfurt und Timmendorf, in welchen Vorderbrüggen nochmals Versuche als Akteur auf der Eisfläche unternahm, beendete er seine Spielerkarriere.

Die Schlittschuhe wanderten jedoch nicht an den vielzitierten Nagel, sondern wurden nunmehr übergangslos genutzt, wenn der Coach Vorderbrüggen auf die Eisfläche ging. Seit 2014 treibt der gebürtige Allgäuer seine Trainerkarriere voran und ist inzwischen A-Schein-Inhaber. Vom Timmendorfer Strand ging es, mit einer Zwischenstation in Memmingen, schließlich nach Ravensburg, wo Vorderbrüggen zunächst Verantwortung für das DNL-Team übernahm, bevor er für den damals während der Saison entlassenen Jiri Ehrenberger kurzfristig einsprang und im Anschluss als Co-Trainer zusammen mit dem als Chefcoach verpflichteten Rich Chermonaz die Towerstars erfolgreich zur Meisterschaft coachte.  Anschließend fungierte er für drei weitere  Spielzeiten als Assistenz-Coach der Oberschwaben.

„Wir haben bei unseren Bemühungen, einen weiteren Mann an die Bande zu holen, Wert daraufgelegt, dass wir einen erfahrenen und zudem sehr gut ausgebildeten Assistenztrainer verpflichten. Marc vereinbart diese Attribute auf sich. Zudem ist er stark im Videocoaching, worauf Robin ebenfalls viel Wert legt und ist deutschsprachig, was einigen Jungs etwas entgegen kommen wird. Als ausgebildeter Fitnesstrainer wird er sich explizit auch um diesen wichtigen Bereich kümmern. Auch Marc ist Teil unserer längerfristig angelegten Strategie, sodass wir sehr glücklich sind, ihn für die kommenden drei Spielzeiten an uns binden zu können“, erklärt Geschäftsführer Matthias Wendel die jetzt in Bayreuth geschaffene und erstmals besetzte Position des Co-Trainers.

Wir hatten die Gelegenheit mit Marc ein erstes Telefonat zu führen und ihn u. a. zu seinen künftigen Aufgaben zu befragen.

Marc, herzlich willkommen bei der Tigers. Wie ist es dazu gekommen, dass es Gespräche zwischen dir und den Tigers gegeben hat und was hat deine Entscheidung beeinflusst, hier ein längeres Engagement anzugehen?

Marc Vorderbrüggen: Hallo, man kennt sich in Eishockeykreisen oft untereinander oder ist befreundet. Hier war es so, dass ich mit Christian Kretschmann, mit Dominik Meisinger oder auch mit Daniel Stiefenhofer in Kontakt war und man dadurch die eine oder andere Background-Information erhalten hat. Später hat sich dann Matthias Wendel bei mir gemeldet und Interesse bekundet. Ich muss sagen, dass wir erstmal gar nicht so viel über Eishockey gesprochen haben. Dabei haben wir festgestellt, dass wir uns auf menschlicher Ebene sehr gut verstehen, was meines Erachtens ganz wichtig ist. In den letzten Wochen haben sich die Gespräche vertieft und ich war mir schnell sicher, dass Bayreuth die richtige Adresse für mich ist.

Nach vier Jahren am Standort Ravensburg war eine Luftveränderung wichtig?

Marc Vorderbrüggen: Ja, das ist eine lange Zeit als Trainer. Es ist schön etwas Neues zu sehen und neue Erfahrungen sammeln zu dürfen. Ich bin Ravensburg sehr dankbar. Die Verantwortlichen, mit welchen ich nun im Guten auseinander gehe, haben mir die Chance gegeben, erstmals in der DEL2 arbeiten zu können. Ich hatte eine gute Zeit in Ravensburg und kann absolut nichts Negatives sagen.

Du hast in dieser Zeit mit unterschiedlichen Trainern gearbeitet. Nimmt man sich von jedem das „Beste“ mit?

Marc Vorderbrüggen: Ja, klar. Man lernt ständig dazu. Mit Rich Chernomaz, Tomek Valtonen und Peter Russel waren es ganz unterschiedliche Trainertypen, die zum Teil ganz gegensätzliche Stile bevorzugt haben. Der eine bevorzugt passives Spiel, ein anderer wiederrum setzt vermehrt auf Spielkontrolle usw.

Welcher Stil kristallisiert sich beim Trainer Vorderbrüggen heraus?

Marc Vorderbrüggen: Ich bevorzuge schnelles Eishockey, aggressiv spielen, schnell die Scheibe erobern und dem Gegner wenig Platz geben. Wie eigentlich jeder Trainer oder Spieler will man mehr in der Offensive aktiv sein als in der Defensive.

Also „giftig“ und unangenehm für den Gegner?

Marc Vorderbrüggen: Ja, da gehört dazu. Ich denke, dass hier alle fünf Feldspieler gleichermaßen arbeiten müssen und bereit sein müssen, um Nadelstiche zu setzen, die Scheibe zu erobern und kontrolliert nach vorne spielen zu können. Die Scheibe darf nicht einfach rausgeworfen werden. Das meiner Ansicht nach nicht mehr zeitgemäße „dump & chase“ sollte nur im Notfall gespielt werden.

Inwieweit decken sich deine Ansichten mit denen von Robin Farkas?

Marc Vorderbrüggen: Die sind sehr ähnlich. Wir hatten wirklich gute und sehr positive Gespräche und haben uns über Spielertypen, Trainingsmethoden etc. austauschen können. Wir verfolgen eine einheitliche Philosophie. Das ist natürlich wichtig und ist entscheidend, dass wir zusammenarbeiten können und ich ihn bestmöglich unterstützen kann, um erfolgreiches Eishockey in Bayreuth zu sehen. Ich freue mich darauf!

Ein kurzer Blick zurück, nachdem du unfreiwillig deine Karriere als Spieler beenden musstest. Du lebst also – gerade in einem Alter, wo andere Jungs noch auf dem Eis aktiv sind – deinen Traum?

Marc Vorderbrüggen: Ich habe damals nach dem Autounfall und nach vielen Monaten nochmal probiert aufs Eis zu gehen, was sich als ziemlich sinnbefreit herausgestellt hat, weil ich ständig verletzt war und es einfach nicht mehr gegangen ist. Aber ich versuche seitdem das Positive heraus zu ziehen. In Timmendorf hatte ich damals das Glück, dass ich gefragt worden bin ob ich eine Mannschaft als Trainer übernehmen wolle. Ich musste und muss mir natürlich viel erarbeiten, aber es gibt nichts schöneres, als sein Hobby zum Beruf machen zu können. Ich habe sozusagen den besten Job, den man sich vorstellen kann, welchen ich auch nicht mehr eintauschen wollen würde.

Zurück zu Bayreuth: Du kennst das Team und den Standort natürlich als Gegner. Was fällt dir spontan dazu ein?

Marc Vorderbrügge: Ich muss schmunzeln wenn ich daran denke, dass ich mein erstes Spiel mit Ravensburg in Bayreuth hatte und wir damals – wie des Öfteren – hier verloren haben. Bayreuth war schon immer schwer zu spielen. Einigen Mannschaften gefällt das offene Stadion nicht, vor allem die oft damit verbundene Kälte. Mir persönlich mach das Spaß, es hat etwas von „Old School Hockey“. Wir müssen auch dies zu unserem Vorteil nutzen, die Fans mit Einsatz hinter uns bringen und für jeden Gegner eklig sein.

Du kennst natürlich das Team, das im Hintergrund zusammengestellt wird. Was kann man aus deiner Sicht erwarten?

Marc Vorderbrüggen: Ich glaube, Bayreuth hat in den letzten Jahren etwas die körperliche Komponente gefehlt. Man hat als gegnerischer Trainer schnell gemerkt, dass Probleme auftauchen, wenn man sie hier unter Druck setzte.  Es waren in der Vielzahl auch oft kleine und leichte Spieler. Das versucht man zu ändern und will insgesamt robuster werden, physisch besser dagegenhalten. Gerade auch vor dem eigenen Tor, was sehr wichtig ist. Was den „Hockey-IQ“ anbetrifft, werden gute Jungs auf dem Eis stehen, die das Spiel lesen können. Es sind sehr gute Schlittschuhläufer dabei, die aus einer gut organsierten Defensive kommen sollen und offensiv entsprechende Akzente setzen müssen.

Man darf also eine bessere Platzierung als noch im Vorjahr erwarten?

Marc Vorderbrüggen: Ich will es mal so ausdrücken: Bayreuth hat viel Potential. Das Konzept hört sich sehr gut an und man kann auf Sicht etwas aufbauen. Vielleicht so etwas wie ein kleiner schlafender Riese, den man etwas kitzeln muss. Ich bin glücklich, ein Teil davon zu sein und meinen Beitrag leisten zu können.

Du warst auch kürzlich nochmal persönlich in Bayreuth um dich umzusehen…

Marc Vorderbrügge: Ja, meine Frau und ich haben uns so viel wie möglich angesehen. Wir sind auf viele nette und offene Menschen gestoßen und fühlen uns grundsätzlich in Bayern – auch wenn ich weiß, dass manch einer Franken bevorzugt – sehr wohl.

Marc, vielen Dank für das freundliche und informative Gespräch. Wir freuen uns, dich ab August in Bayreuth begrüßen zu dürfen, möchten dir aber zunächst einen wirklich schönen und spannenden Sommer wünschen. Deiner Partnerin und dir viel Spaß und Freude, wenn ihr dann als Eltern mit einem „kleinen Vorderbrüggen“, der in Kürze zur Welt kommen wird, nach Bayreuth ziehen werdet.

-av-

Foto: Kim Enderle

 

 

 

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